verfasst am 25.04.2025 von Gabriel Kratzer & Verena Schranzhofer
Dass Pünktlichkeit nicht die Stärke unserer Gastgeber ist, wurde uns heute einmal mehr bewusst: der knapp getaktete Zeitplan der Transferbusse und die hierdurch späte Ankunft bei der Halle wäre für unsere Starter ein nachvollziehbarer Grund gewesen, „leicht unrund“ zu werden. Glücklicherweise sind unsere Masters mit dem Mietauto frühzeitig zum Austragungsort gedüst und konnten sich so in Ruhe auf die bevorstehenden Bewerbe vorbereiten.
Mit einer halbstündigen Verspätung startete der erste Tag der SKIEF Europameisterschaften 2025. Der Freitag stand unter dem Motto „Ying und Yang“: Jung und Jung+ bzw. Jung++. Wie viel Training und Erfahrung wirklich ausmacht, wurde heute wieder unter Beweis gestellt. In den Juniorenkategorien U12 bis U18 durften Teilnehmer aus zahlreichen Ländern erstmalig „Wettkampfluft“ schnuppern. Diese Kategorien verliefen wie auch in den Jahren zuvor ohne österreichischer Beteiligung.
Dafür wurden die Masters (40+) gut beschickt! Mit 5 Startern waren unsere Veteranen noch nie so zahlreich auf einem internationalen Großevent vertreten. So Mancher wurde von unseren Sportwarten und Nationalteam-Trainern aus der „Nationalteam-Rente“ zurückgeholt und profitierte von der Jahrzehnte langen Erfahrung. Unsere 5 Masters-Herren mit Admir, Andi, Daniel, Harald und Johannes teilten sich auf zwei der sieben Masters Kategorien auf.
Admir startete als einziger in der Altersgruppe 45+. Die andern vier durften sich mit den jüngeren in 40+ messen. Begonnen wurde zeitgleich mit beiden Kategorien auf zwei Tatami (Anm. Kampffläche). Die geübte Zuschauer-, Fan- und Motivationstruppe positionierte sich mit perfekter Sicht auf die nebeneinander liegenden Tatamis auf einem Seitenrang der Tribüne.



Die Durchführung der Kata vor den Kumite Bewerben ist, aufgrund des möglichen Verletzungsrisikos bei Kumite, ein internationaler Standard. Daher starteten alle fünf erstmal in Kata mit den Vorrunden, durch welche im Eins gegen Eins KO-Ausscheidungsverfahren die Kämpferzahl schon mal deutlich reduziert wurde. Für Andi und Harald war leider nach der ersten Runde Schluss. Doch sicher nicht wegen unzufriedenstellender Leistungen – die knappe Entscheidung durch die Schiedsrichterflaggen hatte leider gegen die beiden SKIAF Starter entschieden. Dies war allerdings keine Schande, da Andreas gegen den späteren Sieger und Harald gegen den Drittplatzierten aus den Kämpfen schied. Joe war in der zweiten Runde dem Silbermedaillen-Gewinner aus der Schweiz unterlegen, doch Daniel konnte sich gegen einen deutschen Kollegen und Freund bis ins Finale vorkämpfen. Hier durfte er seine Wunschkata zeigen und machte mit einer sehr soliden Darbietung von „Gojushiho-Dai“ den guten vierten Platz, auf den wir sehr stolz sein können.



Zugleich kämpfte sich auch Admir in seiner Kategorie bis ins Finale durch und durfte ebenfalls seine Wunschkata „Sochin“ zum Besten geben. Mit Erfolg!! Er überzeugte die Kampfrichter mit seinem Können und erlangte den 3. Platz!! 1. Bronze für Österreich!!!! Mit großem Jubel der österreichischen Fans und Trainer wurde der erste Medaillenrang der EM 2025 begrüßt.
Nach einer kurzen Verschnaufpause für unsere Starter, ging es für einen Teil mit Kumite weiter. Aus Karateka Joe wurde Doktor Joe in der Funktion des Teamarztes und Harald wurde zum unterstützenden Motivations-Booster für unsere Kumite-Starter. Die restlichen drei Admir, Andi und Daniel statteten sich mit Zahn- und Handschützern aus und machten sich erneut bereit. In den selben Altersklassen bleibend ging es nun zum Freikampf über. Die zwei „jungen“ Veteranen kämpften mit vollem Einsatz und erlangten den Einen oder Anderen Wazari (Anm. halber Punkt), der die Fans zum Jubeln und die Starter einen Motivationsschub brachte. Nach starken Kämpfen endete die Kategorie für Andi und Daniel allerdings in der 1. bzw. 2. Runde.
Eine Kampffläche weiter schenkte Admir seinen Gegnern technisch richtig ein. Gleich in der ersten Runde gewann er klar mit einem imposanten „Ippon“ (Anm. ganzer Punkt). Auch die zweite Runde stellte kein Problem für unseren Routinier da. Erst in der dritten Runde war es nicht mehr so locker flockig. Doch das war schon das Halbfinale! Gab es etwa eine erneute Medaillenchance? Jetzt hieß es Zittern den er musste sich gegen den späteren Gesamtsieger geschlagen geben. Doch es gibt ja noch den Kampf um den 3. Platz. Und Admir dachte nur eines „Nomen est Omen“ denn seine Startnummer war die 003! Also gab er noch einmal alles was er hatte und sicherte sich die zweite Bronzemedaille des Tages.
Damit war der Tag perfekt! Bei fünf Teilnehmern sind zwei Medaillen ein sehr guter Schnitt. Ab jetzt hieß es wieder entspannter sein. Die Österreicher hatten ihr Tagessoll erfüllt und durften ruhen. Manche nahmen das wörtlich und fuhren über Mittag mit dem Bus zurück in das Hotel, aßen und legten sich für ein paar Minuten aufs Ohr. Dann ging’s nochmal zurück in die Halle, es war ja noch zweimal Edelmetall zum Abholen bestellt. Also hieß es: abwarten, gespannt den restlichen Bewerbern zuschauen und vielleicht die Gelegenheit nutzen, alte Bekannte treffen und sich auszutauschen.
Doch auch langes warten lohnt sich meist und so durften wir schlussendlich bei der Siegerehrung jubeln, als sich unser Agent 003 die Medaillen umhängen ließ. Danach wollten alle nur noch Heim und essen, doch nicht jeder durfte das. Kampfrichter Andi Brodinger und Coach Vera Paar mussten noch zu einer offiziellen Besprechung mit vielen anderen Gleichgesinnten. Der Rest fuhr so bald wie möglich mit dem Bus nach Hause ins Hotel. Aber auch die zwei tapferen Hinterbliebenen schafften es doch irgendwann auch aus der Halle raus und mit dem zur Verfügung gestellten Auto in die Unterkunft.
Guter Tag langes Ende – alle waren schlussendlich fertig und glücklich über das Bett und auch gespannt auf den nächsten Tag, bei dem die Elite von 20 – 39 versuchen wird der Vorlage von heute nachzueilen.


