Fumitoshi Kanazawa Sensei ist zurück!
verfasst am 26.03.2025 von Daniel Jovic
„MAX!“ – Ein einziger Ruf, und das gesamte Dojo spürte die Spannung in der Luft. Fumitoshi Kanazawa sensei forderte uns auf, unsere volle Reichweite auszunutzen, jeden Millimeter, jede kleinste Bewegung zu perfektionieren. Die Herausforderung war klar: nicht nur die Arme und Beine weiter zu strecken, sondern unser gesamtes Karate auf das nächste Level zu bringen. Und so, wie wir unsere maximale Reichweite ausnutzen sollten, haben wir auch die gemeinsame Zeit mit Kanazawa sensei voll ausgeschöpft – zwei Wochen intensives Training, voller neuer Erkenntnisse, technischer Perfektion und unermüdlichem Einsatz.
Kanazawa sensei‘s Tour durch Österreich begann am 01.03. in Graz, wo er bereits in den ersten Einheiten seine beeindruckende Energie und Detailgenauigkeit unter Beweis stellte. Danach führte ihn seine Reise weiter durch das ganze Land – Innsbruck, Linz, Pfaffstätten, Wien, Rechnitz – und überall hinterließ er Karateka, die nach seinem Training erschöpft, aber voller neuer Motivation waren. Am Wochenende, vom 08.03. bis 09.03. folgte der große Frühjahrslehrgang in Ried, bevor es in der zweiten Woche weiterging nach Salzburg, Braunau, St. Georgen, Henndorf, Haag und schließlich zum letzten Dan-Training, das den perfekten Abschluss bildete.
Jede seiner Einheiten folgte einem klaren Aufbau. Den Anfang machten stets Standübungen, die auf den ersten Blick simpel erschienen, aber mit seiner genauen Anleitung eine ganz neue Bedeutung bekamen. Er sprach immer wieder von der „Centre Line“, der unsichtbaren Mittellinie unseres Körpers, die uns Stabilität und Kontrolle gibt. Ohne sie gibt es kein Gleichgewicht und keine saubere Technik – ein Prinzip, das sich durch sein gesamtes Training zog.
Von den Standübungen ging es weiter zu Kihon (Grundschule)-Kombinationen, die präzise und mit voller Konzentration ausgeführt werden mussten. „Relax!“, rief Kanazawa sensei immer wieder. Wer dachte, dass Power aus maximaler Anspannung kommt, wurde eines Besseren belehrt. „Like nami!“ – wie eine Welle sollten sich unsere Techniken bewegen, fließend, ohne Unterbrechung, kraftvoll und doch entspannt. Eine Lektion, die in der Theorie einfach klang, aber in der Praxis jeden herausforderte.
Ein besonderer Fokus lag auf den Heian-Katas (Unterstufen Katas). Anstatt sie einfach von Anfang bis Ende durchzulaufen, zerlegte er sie in einzelne Sequenzen und ließ uns diese wiederholen, bis jede Bewegung seinen Zweck erfüllte. Sein „Point to Point“-Ansatz zwang uns, auf die kleinsten Details zu achten, sei es die exakte Handposition oder das richtige Timing der Hüftrotation. Dadurch wurden Bewegungen nicht nur sauberer, sondern auch kraftvoller und effizienter.
Mit zunehmender Intensität steigerte sich auch das Training. Die Kumite (Freikampf)-Einheiten verlangten uns alles ab. Kanazawa sensei ließ uns verschiedene Varianten des Kihon-Ippon-Kumite (Grundschulmäßiger Einschrittkampf) und Jiyu-Kumite (Freikampf) trainieren, immer mit einer klaren Botschaft: Sei wachsam, sei bereit. „Zanshin!“ – das Bewusstsein, das einen Kämpfer jederzeit auf alles vorbereitet sein lässt, stand im Mittelpunkt. Jeder Angriff, jede Verteidigung musste mit absoluter Aufmerksamkeit ausgeführt werden, sonst wurde man sofort aus der eigenen Bahn geworfen.
Nach diesen zwei Wochen war klar: Kanazawa sensei hatte nicht nur unsere Techniken geschärft, sondern auch unser Verständnis für Karate vertieft. Er brachte uns bei, nicht nur unsere Reichweite besser auszunutzen, sondern unsere gesamten Möglichkeiten auszuschöpfen – mit Präzision, Kontrolle und maximalem Einsatz.
Mit jedem Schritt aus der Halle, hallte sein Ruf noch in uns nach: „MAX!“ Erschöpft, aber voller neuer Energie blicken wir mit Dankbarkeit auf diese intensive Zeit zurück – und freuen uns schon jetzt auf seinen nächsten Besuch.