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Tanaka war wieder da

verfasst am 05.03.2021 von Svenja Rainer

Vergangenen Samstag hatten wir erneut die Ehre, ein für den österreichischen Verband SKIAF organisiertes Online-Training mit dem hochkarätigen Trainer Shinji Tanaka sensei aus Japan erleben zu dürfen.

So sehr die aktuelle Trainingslage pandemiebedingt im Dojo (Anm. Verein) eingeschränkt ist, so sehr haben wir auf Verbandsebene das Glück mit dem Format der Online-Trainings sehr gut versorgt zu sein. Und auch öfter als gewohnt und erhofft dürfen wir unter japanischer Leitung trainieren. Einerseits, da der SKIAF sich sehr um den Kontakt zu unserem Dachverband SKIF World bemüht, und andererseits, da die aktuelle Lage es begünstigt. Es kommt einem fast so vor, als hätten wir in den letzten Monaten so viele Trainings mit japanischen Trainern (online) erlebt, wie wir das unter normalen Umständen in einem ganzen Jahr (live) dürfen. So kann man zur Abwechslung wirklich einmal das Gute an den sonstigen Einschränkungen erkennen und nutzen.

Das zweistündige Online-Training mit Tanaka sensei begann letzten Samstag (27.3.2021) zeitig um 8.00 Uhr morgens. Beginnend mit einer Stunde Grundschultraining (Anm. Grundlagen) für alle Graduierungen folgte nach einer kurzen Pause um 9.10 Uhr ein ebenfalls einstündiges Oberstufentraining für Braun- und Schwarzgurt.

Tanaka sensei verpackte alle Blockbewegungen in nicht „alltägliche“ Übungen auf engem Raum. Er machte uns einmal mehr darauf aufmerksam, wie wichtig es ist sich zu entspannen: „relax!“ - und zwar auch beim Ausführen der Technik, um dann im letzten Moment punktgenaue Verspannung in die beteiligten Muskelgruppen zu bringen. Mit diesem Schwerpunkt wurden weitere Grundtechniken und diverse Kombis gemeinsam trainiert. Die ersten drei Katas (Anm. Form, fixe Technikabfolge) haben wir ebenfalls unter diesem Blickwinkel geübt. Während des gesamten Trainings merkten wir, wie wichtig es ist, die grundlegenden Aspekte einer Karatetechnik zu verfeinern.

Die letzte gemeinsame Übung für alle Karateka vereinte in meinen Augen die für uns Österreicher oft wichtigste Eigenschaft KRAFT und den Schwerpunkt des eben absolvierten Tanaka-Grundschultrainings LOCKERHEIT: 30 Zukis (Anm. Fauststoß) aus Kiba Dachi (Anm. stabiler „Pferdestand“).

Im zweiten Teil trainierte die Oberstufe zum Großteil Kata: eine Braungurt- und eine Schwarzgurt-Kata. Den Abschluss bildeten 2 kurze Kumite (Anm. Kampf) Übungen. Auch hier kam die Wichtigkeit von Grundschultraining zum Vorschein, indem Tanaka sensei zahlreiche Parallelen zu Grundlagen-Katas aufzeigte. Nach einem ersten Durchlauf der Technikabfolge, übten wir einzelne Passagen im Detail. So konnten wir uns nachher beim Wiederholen der Gesamtabfolge mehr auf die „Kleinigkeiten“ konzentrieren.

Die erste Kumite-Übung war die etwas unkonventionelle Kombi Kizami Zuki/Gyaku Zuki (Anm. 2 Fauststöße im Vorwärtsgehen) auf einem Bein. Auch wenn sie ungewohnt war, oder vielleicht auch deswegen, war es erstaunlich wie viele Attribute in einer Übung gleichzeitig trainiert werden: Gleichgewicht, Geschwindigkeit- und Distanzaufbau durch gezielte Gewichtsverlagerung. Und genau hier hielt uns wieder die unkonzentrierte Spannung zur falschen Zeit auf – wer Lockerheit bewahren konnte, konnte die Technik auch halbwegs passabel ausführen.

Bei der letzten Übung ging es vor allem um das richtige Timing. Im Vergleich zu den beiden Angriffen zuvor, die bei schneller Abfolge auch als Schutz des eigenen Körpers fungierten, musste hier vorerst dem (imaginären) Gegner der Rücken zugewandt werden, um dann mit einem starken Ushiro Geri (Anm. gestreckter Rückwärts-Fußstoß mit der Ferse) zu kontern. Während Tanaka sensei den Angriff zur Kamera gewandt machte, war es unsere Aufgabe durch richtiges Timing unsere Technik zu platzieren: eine interaktive Online-Übung.

Alles in Allem erlebten wir ein Training, in dem wir trotz der großen Distanz, trotz des engen Raumes und trotz der wenigen und „simplen“ Techniken sehr viel lernen konnten. Als Helfer war Paul sensei dabei, der manchmal japanische Anleitungen Übersetzte, wenn Tanaka sensei bei Erklärungen mit seinem Englisch unzufrieden war, oder den Gegner spielte, wenn er die Wirkung seiner Techniken am Partner demonstrieren wollte. Am bemerkenswertesten an diesem Training war, dass seine Methoden für mehr Interaktion mit den Trainierenden sorgten, als es beim Online-Medium selbstverständlich wäre. Natürlich ist es nicht vergleichbar mit dem Live-Erlebnis, wenn ein toller Trainer in einer Halle mit 100 SKIAF-Karateka steht und wir gemeinsam schwitzen, aber mittlerweile will ich auch die Erfahrung der Online-Trainings nicht mehr missen. Karatedo ist einfach ein Weg, der manchmal live und manchmal digital verläuft, entweder auf großem oder auf kleinem Raum.

Danke an den SKIAF für die Organisation und danke an SKIF World und danke an Tanaka sensei. Wir freuen uns auf das nächste (Online-)Training.

OSS.